Mittwoch, 21. März 2007

Wut

Meine Oma ist der vitalste Mensch, den ich kenne. Sie hat uns mit aufgezogen, mich und meinen Bruder. Mit ihr machten wir als Kinder endlose Spaziergänge durch den Wald, über steinige und verwinkelte Wege, über kuhfladenüberzogene Wiesen und in die Berge. Wir außer Atem vom Herumlaufen und von der Anstrengung, sie auch mit 85 immer noch auf 5cm-Absätzen ("Die bin ich gewohnt, ich kann gar nicht auf flachen Schuhen gehen") und knielangem Rock. Bis vor einigen Monaten färbte sie sich auch noch die weißen Haare. Meine Oma hat 13 Kinder auf die Welt gebracht und 10 davon allein aufgezogen. Von Männern will sie seit dem frühen Tod meines Opas nichts mehr wissen. Sie ist eine selbständige, patente Frau, die allein in einer Wohnung im Stadtzentrum wohnt. Mit 94 Jahren. Dann, vor einer Woche, stürzte sie, brach sich die Nase und kugelte sich die Schulter aus. Sie kam ins Krankenhaus, wo sie nach erstem Verarzten wieder nach Hause geschickt werden sollte. Zum Glück überlegten sie es sich anders. Ich will mich jetzt nicht darüber auslassen, wie man mit alten Menschen in der heutigen Gesellschaft verfährt, denn es ist schockierend, wie wenig man sich in Krankenhäusern, Altenheimen und Pflegediensten um sie schert - außerdem kennt sicher jeder von den Lesern hier mindestens einen ähnlichen Fall. Jedenfalls wurde Oma heute von der HNO-Station, wo sie aus Platzgründen "zwischengelagert" war, in die Medizin verlegt - weil es "doch blöd ausschaut, wenn sie auf der HNO stirbt, denn da dürfte sie doch eigentlich nicht liegen".

Heute nach der Schule war ich sie zum ersten Mal besuchen. Und wie ich sie da so liegen sah, zwischen all den Schläuchen und dem zerbeulten Gesicht, musste ich mich sehr zusammenreissen, um nicht zu weinen. Und ich weiß, man sollte so etwas nicht denken, aber ich finde es einfach nur unfair, dass es meiner Oma bei dem Leben, das sie geführt hat, nicht vergönnt sein soll, friedlich einzuschlafen, sondern dass das eingetreten ist, wovor sie immer am meisten Angst hatte. Sie liegt im Krankenhaus ans Bett gefesselt, kann nicht mehr gut reden und sich nicht bewegen. Es macht mich so wütend.

Sonntag, 18. März 2007

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt

Standpauke von Mister I, ein paar Stunden älter als ich und Lehrer an einer Mädchenschule. Ich bin naiv, verantwortungslos und wohl nicht mehr ganz bei Trost, weil ich mit meinen Schülern ab und zu auf ein Bier gehe. Denn laut dem werten Kollegen sind die alle nur verknallt in mich und wollen mich ins Bett kriegen. Jungs in dem Alter denken sowieso nur an das Eine. Und überhaupt, mit den ganzen Skandalen, von denen man zur Zeit hört, darf man ja als Lehrerin überhaupt nicht mehr mit denen reden. Ich mache ihn darauf aufmerksam, dass ich meine Jungs nicht so einschätze und außerdem der Meinung bin, dass Distanz nicht unbedingt dazu beiträgt, eventuelle pubertäre Schwärmereien auszumerzen, sondern den Reiz eher noch erhöht, weshalb ich lieber einen kumpelhaften Kontakt pflege. Als ich ihn frage, wie er damit umgeht, fällt der Kommentar: "Ja, klar gibt's in meiner Schule auch geile Schnitten, aber ich red' ja nicht mal mit denen, sonst komm' ich noch in Teufels Küche..." Tja, mein Lieber, vielleicht solltest du sie nicht unbedingt als "geile Schnitten" bezeichnen.
laempel
Anlass für Klatsch und Tratsch im Kollegenkreis und das entrüstete Aufjaulen von Mister I: Ich war am Freitag mit Schüler G "aus", d.h. wir waren auf einem Konzert meiner Kollegin B, und ich hatte ihn gefragt, ober er dazu Lust hätte, weil sämtliche anderen Kollegen was Besseres zu tun hatten oder lieber alleine gingen bzw. (O-Ton) "Privates und Berufliches lieber nicht mischen". Ich habe da nichts dagegen und fand die Begeisterung von Schüler G irgendwie auch nett. Was ich nicht bedacht hatte, war, dass am Ende fünf seiner Lehrer dort rumstanden und ihn böse anschauten - bis sie draufkamen, dass er mit mir da war: da kriegte ich die bösen Blicke ab. Dafür, dass es vorher geheißen hatte, sie "blieben nur ganz kurz", "müssten schnell heim" und "wären in Begleitung", schlossen sie sich uns erstaunlich schnell an, als wir noch was trinken gingen, um dann den armen Schüler mit hintersinnigen Anekdoten über sein schlimmes Benehmen zuzumüllen. Lehrer sind doof.

Montag, 12. März 2007

Fundstück der Woche


Weiß nicht, was schlimmer ist, der Pete-Doherty-Blick oder der Augenbrauen-Haarfarbe(?)-Kontrast.

edit: ja, ich weiß, jetzt versteht wieder mal keiner, worum es geht, aber ich KANN das Foto hier nicht drauflassen, ich erschrecke ja selbst jedes Mal.

Sonntag, 11. März 2007

Saufereien, Ex-Treffen und andere schlimme Sachen

Es war eine ereignisreiche Woche. Was die Arbeit betrifft, war das auch richtig gut, aber für mein Privatleben hätte ich mir gerne etwas mehr Ruhe gewünscht. Was mich so geärgert hat? Zwei meiner Ex-Freunde, die nach ewig langer Zeit irgendwie was von mir wollten. Bin immer noch fassungslos. Zum besseren Verständnis muss ich jetzt aber etwas ausholen.

EXBOYFRIEND

Mister R


Typ:
esoterisch angehauchter Jüngling mit dem Körper eines Adonis und dem IQ eines Salatblatts.
Unterhaltungswert: gering.
Sex: eine Anhäufung peinlicher Momente, die einen eigenen Eintrag in Anspruch nehmen würde.
Ich sägte ihn vor 7 Jahren nach 3monatiger Beziehung mit der Begründung ab, ich vertrüge die Pille nicht mehr und hätte außerdem eine Latexallergie und irgendwie passten wir sowieso nicht zueinander (der wahre Grund hieß Mister J und war... äh... sehr talentiert). Da treffe ich Mister R nun am frühen Abend auf der Straße und unterhalte mich zum ersten Mal seit damals mit ihm, aus Pflichtgefühl, weil ich echt fies zu ihm gewesen war. Der fasst das gleich als Einladung auf, was mit ihm anzufangen und bombardiert mich die halbe Nacht mit schleimigen SMS (etwa in der Art: Wo bist du? Treffen wir uns? Freundin ist gerade nicht da... usw.). Was für ein bescheuerter Lackaffe.

Zwei Tage danach erreicht mich ein SMS von

Mister M


Typ: gehemmter, sensibler aber leicht komplexbeladener Halbitaliener mit wunderschönen Augen und falscher Lebenseinstellung.
Unterhaltungswert: war mal okay, sogar nach unserer 5jährigen Beziehung.
Sex: siehe oben.
Text des SMS: Wo bist du? Im Ausland? Oder hier? Als Antwort gegenfrage ich, ob er besoffen sei, da er mir in schönstem Standard-Deutsch schreibt. Positiv. Macht ja nichts, wäre da nicht ein weiteres SMS, das da lautet: Ich vermisse dich irgendwie.
HÄÄÄÄ???
Es folgt ein peinlicher Anruf und ein weiterer unbeantworteter. Der dritte kam heute Mittag und ich hatte nun echt keine Lust, darauf herumzukauen und mir die üblichen Männererklärungen anzuhören. P.S. Die Geschichte ist über 7 Jahre her.

Nun ist mein Verdacht ja, dass jemand meine Nummer an eine Klotür gekritzelt und mit einem schweinischen Text versehen hat. Muss mal mit meinen Schülern reden.

Ach ja, ein weiteres Treffen gab's: eine sturzbesoffene leicht angeheiterte Vere traf auf meine Schüler, als ich mit denen am Freitag was trinken war (jaja, ich weiß) und outete mich als schamlose Säuferin mit lesbischen Neigungen. Yeah. Gut gemacht. Auch das "DU bist also DER Schüler M???" war nicht peinlich.

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