Was sich um 2 Uhr nachts verdächtig nach Schnapsidee angehört hatte, nämlich mit einem Bekannten, mit dem ich 2 Sätze und einen Joint gewechselt hatte, an den Starnberger See zum Segeln zu fahren, erwies sich doch tatsächlich als spaßige Spontanaktion. Einen anstrengenden Tag und zahlreiche neue Bekanntschaften später, darunter die gesamte - sehr nette - WG des gutmütigen Mister A (vielen Dank auch für die Übernachtungsmöglichkeit in Mingga) ging es noch auf einen Sprung in den Biergarten und dann zurück ins mittlerweile wieder 20 Grad warme Südtirol. Ein vorverlegtes Wochenende nach meinem Geschmack, abgeschlossen mit einem Bierchen auf Mister Ns Geburtstagsfeier und einem traurigen Abschied von Mister L, der morgen auf Weltreise geht.
Und morgen schon holt mich der Alltag wieder ein, muss ja den Segelfreitag wiedergutmachen und ein paar Stunden im Büro verbringen. Es folgen der längst fällige Frühjahrsputz und die Erledigung diverser Übersetzungen, damit ich diesen Monat nicht wieder Schulden bei meinen Eltern machen muss. Hoffentlich kommt der Sommer bald, und mit ihm der Geldregen, den mir mein neuer Job eigentlich bald mal bringen sollte.
Da war doch mal richtig was los. Wird vielleicht langsam wieder Zeit, Formel 1 zu gucken. Pechvögel gab's auch, aber der heutige Gewinner war auch nicht immer so einwandfrei unterwegs.
Wie ich am Freitag so schwindlig unterwegs war, habe ich ja meinen Ex-Schüler V getroffen, einen meiner drei Lieblingsschüler. Gestern erreichte mich folgende SMS:
"Weißt du, was mir passiert ist? Ich bin um halb drei Uhr nach Hause, da hat eine unserer Kühe gekalbt und ich musste Geburtshelfer spielen. Und jetzt rate mal, wie das Kalb heißt?:)"
Was für eine Ehre. Jetzt bin ich doch tatsächlich Patentante eines neugeborenen Kälbchens im Gsieser Tal.
Fluchend gehe ich ans Telefon, das seit 11 Uhr morgens durch die Watte in meinem Kopf zu den temporär deaktivierten (weil in Vodka eingelegten) Gehirnzellen vorzudringen versucht. Wer stört? Oh, der Grund für meine hemmungslose Saufpartie gestern.
Er wolle mir nur sagen, dass er gut zurück in seiner Heimat sei. Ob ich noch schlafe. Ob ich ausgegangen sei. Ach, abgestürzt? Er lacht. Ich versuche ihm zu erklären, warum der Tag, an dem er den Kontinent endgültig verließ, schlimmer war als der unseres Abschieds. Und ich glaube, er versteht. "I miss you", sagt er.
Meine Vorgängerin kann nicht loslassen. Oder, wie es Jeff aus "Coupling" formulieren würde, sie ist "nicht wegzuspülen". Und so kommt es, dass wenn sie uns mit ihrem Besuch beehrt, weder ich noch meine Kollegin Miss Grafik arbeiten können. Da wird gemault und gejammert, bis wir Segelohren kriegen.
"Weißt du, ich hab' einfach nicht so viel Arsch in der Hose wie du. Das kommt davon, dass ich aus dem Osten komme, wir haben nicht so ein Selbstbewusstsein."
"Du weißt aber schon, dass das nicht Selbstbewusstsein, sondern eine fast schon ungesunde Portion menefreghismo ist?"
"Nenn es wie du willst."
Und lässt die Schultern wieder hängen.
Ich würde ihr ja gerne ein paar Tipps geben. Sie ist aber erstens meine Vorgängerin, und zweitens weiß ich selbst nicht, wie ich mir den Respekt, der mir entgegengebracht wird, erarbeitet habe.
Miss Grafik hat heute ihr Vertrauen in meine Fähigkeiten bekundet. Und da sie nicht nur das Büro mit mir teilt, sondern auch eine sehr nette Person ist, mit der ich wunderbar klarkomme, freut mich das doppelt. Und macht den Stress neulich wieder wett.
Der neue Job setzt ungeahnte Energien in Pringle frei. War heute klettern, zum ersten Mal seit einem Jahr. Mit meinem Cousin, der eine Engelsgeduld (und mich sogar gelobt) hat. So viele Endorphine wie in dieser Woche habe ich die letzten Monate nicht ausgeschüttet. Mehr kann ich nicht schreiben, weil meine Unterarme wieder mal die Konsistenz von Beton haben.