papachos
Vielleicht gehe ich es ja auch falsch an, aber um mich zum Sport aufzuraffen, muss ich mit allen möglichen psychologischen Tricks aufwarten, um mich selbst zu überlisten. Deshalb ausgiebig in drei Sportgeschäften geshoppt, um meine Eitelkeit herauszufordern und wenigstens mal joggen zu gehen (und sei es nur, um meine nagelneuen Laufsachen herzuzeigen). Kein Ansatz im Sinne vom alten Jahn, aber das Ergebnis zählt. Und nachdem ich ohne Training in diesem Jahr schon beim äußerst geilen Wings for Life World Run (http://www.wingsforlifeworldrun.com) 10 Kilometer geschafft habe, müsste so ein Halbmarathon wohl irgendwann auch drin sein (ist weit verbreitet unter Frauen meines Alters, irgendwie will man sich mit Mitte 30 wohl irgendwas beweisen...). Mein Lieblingsfitnessstudio hat leider so eine Art Sommerschlaf, daher wird nun gerannt statt getanzt. Wegen der Bikinifigur. Denn in zehn Tagen geht es nach Mexiko!
„Weißt du, ich und dein Vater, wir haben euch immer versucht beizubringen, dass es wichtig ist, Freundschaften zu pflegen. Auch – nein, vor allem, wenn man in einer Beziehung ist. Vielleicht war das etwas voreilig.“
Sie nimmt mit entschuldigendem Lächeln eine von meinen Zigaretten. Insgeheim ist sie ein bisschen froh, glaube ich, dass ich es nicht geschafft habe, das Rauchen aufzugeben. So ist sie nicht das einzige schwarze Schaf in der Familie. Was soll’s, denke ich mir, und zünde mir auch noch eine an.
„Das habe ich auch immer beherzigt. Ich glaube auch nicht, dass es voreilig war von euch, uns das beizubringen. Auch wenn du in deinem Alter noch von Freunden enttäuscht wirst. Auch wenn mein Bruder sagt, Blut sei dicker als Wasser und die Familie sei tausendmal mehr wert. Freunde sind wichtig. Ich brauche sie.“ Ich halte inne. „Aber dass es manchmal so schwierig ist, das wusste ich nicht. Man möchte meinen, manche Freundschaften sträuben sich dagegen, gepflegt zu werden.“
Sie zögert. „Du wirst mir jetzt Unrecht geben, aber schuld daran ist der Neid der Menschen.“
„Du hast Unrecht.“
„Siehst du.“
„Nein, wirklich. Gute Freunde sind doch nicht neidisch. Ich meine, von allen schlechten Eigenschaften…“
„…Todsünden“, unterbricht sie mich,
„…also gut, Todsünden“, fahre ich kopfschüttelnd fort, „ist das doch die offensichtlichste. Und die dümmste. Und die, die wohl äußerst unangebracht ist in einer Freundschaft.“
„Warum?“ fragt sie listig. „Was ist mit der Wollust? Wie viele Freundschaften hat die zerstört? Ganz zu schweigen vom Stolz… weit verbreitete Unsitten, und Feinde jeder zwischenmenschlichen Beziehung. Glaub mir, Neid ist mindestens gleich alltäglich wie weniger ‚dumme’ Eigenschaften.“
Ungläubig starre ich sie an. Warum sollte jemand neidisch auf mich sein?
„Du bist glücklich“, errät sie meine Gedanken. Sie neigt den Kopf und schaut mich ernst an. „Nicht immer, dafür bist du zu… unstet. Das hast du von mir. Aber du bist zufrieden. Mit dem, was du bist, mit dem was du machst. Sogar mit deinen Träumen. Du wirst geliebt. Von uns, von ein paar wenigen guten Freunden, die du nicht auf eine Stufe mit den anderen stellen solltest, von den Männern. Sogar Wildfremde lieben dich manchmal für deine Art.“
Da idealisierst du deine Tochter aber ein bisschen, denke ich mir, sage aber nichts, weil mir gefällt, was ich höre. Eitelkeit.
„Und was soll ich jetzt tun?“ frage ich, etwas hilflos.
Sie lächelt wieder. „Du solltest aufhören, das Unmögliche zu verlangen. Du bist anstrengend, mit deinen hohen Ansprüchen an die Integrität deines Umfelds. Aber Menschen machen Fehler. Du auch. Wenn Freunde Fehler machen, die du nicht ertragen kannst, musst du dich eben von ihnen trennen. Aber du musst auch lernen, Fehler zu verzeihen.“
Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Spricht da die Altersmilde?“
„Nein. Der Hausverstand. Kommt schon noch. Sogar bei dir. Zumindest gebe ich die Hoffnung nicht auf.“
Ich strecke ihr die Zunge heraus. Denke aber:
„Ich hab dich auch lieb. Alles Gute zum Muttertag. Danke, dass du nie meine Freundin sein wolltest, wie es bei so vielen Eltern damals modern war.“
Fragt Miss S als mein offizieller Nichtrauchercoach.
"Soll ich dich auf die gesundheitlichen Vorteile hinweisen, die Erleichterung für die Nichtraucher, die dich umgeben...?"
Näh. Mir eigentlich wurscht.
"Was ist mit der finanziellen Ersparnis? Dem besseren Körpergefühl? Dem Gestank, der nicht mehr ständig überall klebt, an Haaren, Zähnen, usw.?"
Pffff... Naja, das hat mich bislang ja nicht so gestört.
"Denk doch mal an die Zeit, die du dann hast."
Das ist allerdings ein Argument. Wenn ich 5 Minuten für eine Zigarette brauche und 20-30 Stück am Tag rauche, dann sind das zwischen eineinhalb und zweieinhalb Stunden, in denen ich was Sinnvolles machen könnte.
"Weißt du was," schlage ich Miss S vor, "erfahrungsgemäß hilft es, wenn du an meinen Stolz und meinen Dickschädel appellierst. An meinen Willen, der doch wohl bitte so ausgeprägt sein dürfte, dass ich mich nicht zur Sklavin des Glimmstängels machen lasse."
Nichts ist mir mehr zuwider als Schwäche zu zeigen, vor allem angesichts eines derart lächerlichen, schädlichen, ekligen Zeugs wie Zigaretten.
"Äh, und das mit den Finanzen ist auch eine Überlegung, die nicht ganz verkehrt ist."
Miss S nickt aufmunternd. Sie hat es bereits vor einiger Zeit geschafft, mit Hilfe von autogenem Training, aber ich stehe dieser Methode für mich persönlich sehr skeptisch gegenüber. Ich bin nicht so der Mensch der in sich hineinhorcht bzw. jemandem zuhört, der die ganze Zeit das Gleiche labert.
Also habe ich beschlossen, es alleine zu schaffen. Und nicht nur das: ich möchte auch beweisen, dass es möglich ist, mit dem Rauchen aufzuhören und nicht unausstehlich zu sein. Sondern einfach der Sucht die kalte Schulter zu zeigen und vergessen, dass man jemals geraucht hat. Und die vielen Vorteile, die einem bisher egal waren, genießen.
Wünscht mir Glück bei diesem Versuch :)
Wir sitzen bei einer caña in einer Tapasbar im Herzen von Madrid und diskutieren über Gott und die Welt. Das Thema heute ist Geld - und was es aus den Menschen macht.
"Ich habe mich immer glücklich geschätzt, weil ich im Grunde doch alles habe, was ich brauche," sagt McDreamy... und fügt leise hinzu: "Jetzt. Seit ich dich kenne, habe ich alles zum Glücklichsein."
Ostern war Beichten angesagt für McDreamy. Nachdem der Firmenskitag mit ausgiebigem Saufgelage dazu geführt hatte, dass unsere Lovestory ganz unerwartet und - jedenfalls für mich - überraschend aus ihm herausgeplatzt ist, seine Eltern aber
gottseidank nicht dabei waren, wurde jetzt seine Mutti informiert.
Die eine resolute Frau ist, geradeheraus und durchaus liebenswert, allerdings immer noch unsere gemeinsame Chefin.
McDreamy antwortete auf meine Nachfrage zu ihrer Reaktion, sie habe sich "richtig gefreut". Sein Vater würde mich sowieso lieben, ebenso wie seine Kumpels. Pringle wird mit jedem Wort von ihm (und es sind derer viele, die derzeit seinen Mund verlassen) sprachloser.
Kein Meilenstein in einer Beziehung, ich weiß. Aber weil's mir gerade aufgefallen ist: so lange geht das nun schon mit uns. Und die Schmetterlinge sind immer noch da, die Nervosität, wenn ich ihn sehe, die Zuneigung, die ich empfinde, wann immer wir uns berühren, die Glücksmomente, die sich in letzter Zeit häufen.
Die sind nicht nur auf meine Verliebtheit zurückzuführen, muss fairerweise gesagt werden. Es ist nur so, dass das Gesamtpaket momentan einfach stimmt. Ich bin glücklich mit meiner Arbeit, glücklich, wenn ich nach Hause komme, und glücklich in meiner Freizeit, die ich zum Großteil mit Sport fülle (jahaaa es geschehen noch Zeichen und Wunder. Miss Pringle hat sich ganz und gar dem Pole Dance verschrieben... Endorphine en masse).
Und, wie Miss S neulich bemerkte: ich bin zahmer geworden. Ruhiger. Freundlicher. Ausgeglichen.
Sowas aber auch.
...wenn Papa die Herrschaft über die Fernbedienung aufgibt und mit Mama an einem Freitagabend eine zuckersüße Nicholas-Sparks-Verfilmung (mit Miley Cyrus in der Hauptrolle) anguckt. Dabei hört Mama schlecht und schläft regelmäßig 20 Minuten nach Filmbeginn ein.
(Diesmal würdigte sie sein Opfer und blieb wach. Außerdem schaltete sie das Hörgerät ein.)
Irgendwann dieses Jahr höre ich wirklich mit dem Rauchen auf. Vielleicht ist es zu zweit ja einfacher.
Der Weniger-fressen-Vorsatz ist auf dem Weg zur Verwirklichung. Wie jedes Jahr nach den Feiertagsgelagen.
Auch für die Reiseplanung gibt es zahlreiche neue Inputs. Sofern es das Arbeitsleben erlaubt, steht so einiges an.
A propos Arbeitsleben: Pringle würde gerne sesshaft werden. Sofern es das Liebesleben erlaubt.
Was die körperliche Fitness angeht, ist es einfacher. Habe mich heute zu einem Poledance-Kurs angemeldet (???).
Oh, und schreiben. Müssen. Viel mehr. Hier und anderswo, ein Drehbuch und mal was Gscheids in Romanform.
Und was das Futter fürs Hirn angeht, bin ich mit Catch-22 und Life of Pi ganz gut in die Buch- und Filmsaison gestartet. Der neue Christopher Moore steht auch noch an.
So long, meine Lieben. Ich hoffe, ihr hattet auch so einen fabelhaften Start ins neue Jahr und schicke die besten Wünsche.
Wenn ich mich dabei ertappe, wie ich Dinge sage, die falsch verstanden werden könnten, Dinge die ich aus Erfahrung versuche zu verschweigen, weil ich in der Vergangenheit an Typen geraten bin, die mir übelgenommen haben, dass ich nun mal bin wie ich bin... wenn ich mich rechtfertige dafür, dass ich nicht die perfekte Frau bin, wenn ich unsicher bin, ob ich ihm nicht ein bisschen zuviel... von allem... bin und zumute...
...dann schüttelt er lächelnd den Kopf, hält meinen Blick mit seinen braunen Augen fest und sagt leise: "Hey. Ich vertraue dir. Immer und in jeder Hinsicht."
Das alte Pringle-Problem oder I wish I was better at telling people how I really feel.
McDreamy hat alle Vorsicht über Bord geworfen, mitsamt seinem gesunden Menschenverstand. Da schaukeln sie nun auf den Wellen, zusammen mit meinen guten Vorsätzen. Wir stehen an der Reling und gucken zu, wenn wir nicht gerade damit beschäftigt sind, übereinander herzufallen in unserer Nussschale. Wo uns keiner sieht, die Zeit keine Rolle spielt, Schlaf und Essen nebensächlich sind. Wir haben uns, und wir fressen uns auf, trinken uns aus und wagen uns hastig und mit zitternden Gliedmaßen auf neue Territorien. Noch ist Altweibersommer, aber schon bald kommt der Winter und mit ihm das Eis. Und wir müssen uns beeilen, das Feuer wachzuhalten, damit wir der Kälte die Stirn bieten können. Unsere Zeitkapsel winterfest zu machen, damit wir ungestört sind.
Und irgendwann, wenn das Eis nicht mehr ganz so dünn ist, können wir uns ja vielleicht hinaustrauen und dieser hässlichen Welt entgegentreten, die versucht, aus dieser schönsten aller Sachen etwas allzu Gewöhnliches zu machen.