Pringle-Oma bekam gestern die letzte Ölung. Es war ergreifend, wie gut sie mit einem Mal drauf war, sie strahlte, lachte, sprach mit uns, scherzte, gab uns gute Ratschläge und war so gelöst wie seit Langem nicht mehr. Mutti, Tante, Onkel, Kusine und ich waren richtig erleichtert und froh, sie so zu sehen. Zum Abschied winkte sie uns noch zu und sagte "Wir sehen uns also morgen, frisch und munter!" Oma hat losgelassen.
Mister N hat sehr verständnisvoll reagiert, als ich ihm für London absagte. Vielleicht wird der Junge doch langsam erwachsen.
In der Schule hat man einen Ersatz für mich gefunden. Die Dame ist ganz scharf darauf, sofort anzufangen, weshalb ich auch mit Mitte Oktober gehen könnte. Eigentlich gar keine schlechte Idee, dann ginge sich doch noch ein Urlaub aus, denn in der Anfangsphase im neuen Job werde ich kaum eine Minute frei haben. Kurzer Blick ins Internet zum Flüge-Check: die Welt steht mir offen (zumindest die letzten Oktoberwochen).
Hatte gestern zum ersten Mal nach langer Zeit wieder mal richtig Spaß beim Ausgehen. Und zwar kamen zwei Ex-Schüler der Abschlussklasse vom letzten Jahr zu Besuch, was zusammen mit Schüler G und meiner Freundin, genannt Tanzbär, sowie deren bescheuerter Freundin Marika gefeiert wurde. Nach einem
Watter in der Stammbar ging es in die Absturzkneipe, wo wir Mister R trafen, der uns seine Bar aufsperrte. Miss Pringle mixte noch Cocktails bis halb fünf Uhr morgens, die nymphomane Marika war da bereits mit Ex-Schüler V verschwunden (vor der Frau ist niemand sicher). Schüler G brach mit den Carabinieri Streit vom Zaun, was ihm eine Strafe von 102 Euro wegen Trunkenheit in der Öffentlichkeit einbrachte. Alles in allem ein gemütlicher Mittwochabend.
Miss Pringle, die noch nie (nie!!!) was mit Menschen unter 1,20 m anfangen konnte, entwickelt erschreckend mütterliche Instinkte. Als ich neulich mit dem kleinen Samuel (6 Monate, ausgebrütet von Miss A) eine Runde drehte, hatte der den größten Spass mit mir (seltsamerweise ich mit ihm auch). Dabei würden sämtliche meiner Freunde bei den Worten "Ist der aber süüüüüüüß!" aus meinem Mund und bezogen auf ein Baby, vor Schreck umfallen/mich auslachen/das Fieberthermometer ansetzen. Heute war der kleine Jakob dran, Neffe von Miss B und eine Landplage. Ich spielte mit ihm Boutiquetreppen-rauf-und-runterlaufen bis zum Abwinken (mir war grade gleich langweilig wie ihm), woraufhin er meine Hand nicht mehr losließ (hoffentlich hat mich niemand erkannt, wie ich mit dem Balg am Ärmel durch die ganze Stadt lief) und nur mehr "Mama" nannte.
"Mama"? Nun mal halblang. Sehr nett auch die Kommentare der Bekannten: "Steht dir gut, der Kleine!", "Übst du schon?", "Wann legst du dir denn sowas zu?" (impliziert: "Wird ja langsam auch Zeit!")
Nicht länger als 2 Stunden am Stück.
War heute Oma besuchen. Sie kann kaum mehr sprechen, schläft den ganzen Tag, besteht nur mehr aus Haut und Knochen. Ich weiß nicht, ob sie mich erkannt hat, sie nannte mich beim Namen meiner Kusine (immerhin nahe dran), aber mit den Namen tut sie sich bei +/- 50 Enkeln seit 15 Jahren etwas schwer. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, wie ich da an ihrem Bett saß und sie vor sich hindöste, also hielt ich einfach ihre Hand. Haut wie Pergament, jede Ader scheint durch, blaue Flecken vom Hinfallen. Erholen wird sie sich ohne Medikamente wohl nicht mehr.
Fahre am Freitag nach London und freue mich nicht wirklich darauf.
Die Schüler haben noch vor Einreichen meiner Kündigung (morgen) mitgekriegt, dass ich nur mehr einen Monat bei ihnen bin. Die Reaktionen reichen von traurigen Blicken über coole Sprüche ("Die paar Wochen werden Sie uns wohl nicht mehr stressen, oder?") bis hin zu Schuldgefühlen ("Ist es wegen uns?") und Vorwürfen ("Du kannst doch nicht einfach so gehen!"). Das Herz ist mir eh schon schwer, dass nun alle so früh Bescheid wissen, macht es mir auch nicht leichter.
Trete im November meine neue Stelle an und freue mich nicht wirklich darauf.