Freitag, 30. Dezember 2011

Auf Nimmerwiedersehen, 2011

Wenn man dir etwas zugute halten kann, dann, dass du mich gelehrt hast, dass das Leben eine Achterbahn ist. Das ist aber auch das Einzige.

Um ganz ehrlich zu sein: ich bin froh, dass du gehst. Du hinterlässt eine ziemliche Unordnung in meinem Leben, aber bild dir bloß nicht ein, dass ich die nicht wieder in den Griff bekomme.

Dabei war der Anfang so vielversprechend. Als Single und im Kreis meiner Freunde läutete ich deine Ankunft mit Pauken und Trompeten ein. Es war ein herrlicher Wintertag in den Bergen, und wir haben viel gelacht. Das Lachen verging mir erst wieder, als sich genau die Freunde, die mir zuerst schön vorgelogen hatten, wie toll sie unsere aufrichtige Freundschaft finden, gegen mich kehrten, mir schlimme Dinge nachsagten und ansonsten lieber allein weiterzogen. Es gab mir einen Stich, aber du warst noch jung, es war erst Februar. Und ich war auf dem besten Weg, mich mit meinem besten Freund wieder zu versöhnen, was mehr zählte als all die unbeständigen Freundschaften, die mich bis dahin begleitet hatten.

Außerdem gab mir das die Zeit, mein Liebesleben ein bisschen zu entwirren. Der 2010er-Lover war weg, das war auch gut so, und ich hatte nicht vor, mir so was so schnell noch mal anzutun. Außerdem zweifelte ich ernsthaft an meiner Bindungsfähigkeit – wenn einem die Freunde weglaufen, muss ja etwas nicht stimmen. Ich schaute ein bisschen mehr auf mich selbst und blühte auf. Je näher der Frühling rückte, umso zahlreicher wurden die Menschen, die meine Nähe suchten. Wir waren eine lustige Partytruppe von zehn Leuten. Und außer mit dem besten Freund versöhnte ich mich auch mit meiner ehemals besten Freundin. Das Leben war schön, die Menschen gut zu mir, und in meiner Bauchgegend kündigte sich mit einem Kribbeln eine neue Liebe an, für die ich zu meiner eigenen Überraschung bereit war.

Dagegen konntest du auch nichts machen. Du hast es zwar versucht, mit einem Nachbarn, der mir die Hölle heiß machte, und einem Exfreund, der die Geister der Vergangenheit wieder auferstehen ließ. Du hast mir zwei Stalker mit gröberen Störungen geschickt, und eine Mogelpackung, die mich aber zu keiner Zeit hinters Licht führte. Lächerliche kleine Stöcke, die du mir in den Weg warfst, und über die ich lachte. Ich ignorierte deine Missgunst, verreiste und vergaß. Da drehtest du mir den Geldhahn zu, und ein finanzielles Desaster jagte das nächste. Außerdem starb mein Lieblingsonkel.

Aber all dies konnte mir zunächst nichts anhaben, ich war jetzt frisch verliebt (keine Mogelpackung!) und fühlte mich sicher und geborgen im Kreis meiner Lieben aus Nah und Fern. Die neue Liebe hatte mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen, was nicht zuletzt an meinem Misstrauen und meiner Widerborstigkeit lag. Eigenschaften, die du so richtig schön hervortreten ließest, so kam es mir manchmal vor.

Und ich war auch dir gegenüber widerborstig. Auch wenn der 2011er-Gefährte manchmal in denkbar schlechtem Licht dastand (und ich eigentlich gar keinen bestellt hatte), hielt ich an ihm fest. Auch wenn mein Geldbeutel von Schwindsucht geplagt war, ließ ich mich nicht beirren. Cote d’Azur, Venedig, München. Romantische Wochenenden, Festivals und viel Spaß wogen wieder auf, was mich ansonsten ziemlich ins Grübeln brachte. Um mich auf andere Gedanken zu bringen, ließest du dir etwas ganz Besonderes einfallen: zur Jahresmitte starb mein bester Freund.

Und da hätte ich fast kapituliert. Die Welt war plötzlich leiser, schwerfälliger, dunkler geworden. Und ich fühlte mich fehl am Platz, zweifelte alles an, wusste nicht mehr weiter. Mitten in dieser schlimmen Zeit erwies sich mein Partner allerdings als wahrer Glücksgriff, als Fels in der Brandung. Nicht wie die Luschen, die mir deine Vorgänger präsentiert hatten. Und ich rappelte mich auf, zunächst mit seiner unaufdringlichen Unterstützung, danach half mir meine Sturheit.

Es ging aufwärts. In der Liebe, im Job und bei der Überwindung meines ganz persönlichen Schweinehundes (für alles kann ich dich ja auch nicht verantwortlich machen). Und gerade als ich mich zu wundern begann, dass ich dieses Jahr noch nicht einmal mit einer Erkältung zu kämpfen gehabt hatte, ging es gesundheitlich bergab. Nichts Lebensgefährliches, noch nicht mal eine anständige Krankheit hattest du für mich in petto, nein. Heimtückische, lästige Wehwehchen, bei denen jeder Arzt lächelt und einen wieder nach Hause schickt. Du hast meine Nerven ziemlich überstrapaziert, aber ich habe dir die Stirn geboten – und jetzt wird wohl auch nicht mehr viel passieren.

Liebes 2011, mach’s gut. Schönen Ausklang und danke, dass du wenigstens meine Familie verschont hast. Danke für die paar guten Freunde, die du mir gelassen hast, und den besten Mister von allen. Ich liebe ihn sehr. Es ist nur so, dass ich einen anderen Mister verloren habe, den ich auch sehr geliebt habe. Ein fairer Tausch, sagst du?

Ich weiß, es hätte schlimmer gehen können, und die Kinder in Afrika und überhaupt, aber ich bin froh, dass du gehst. Du brauchst auch nie mehr anzurufen.

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