Montag, 19. Mai 2008

Und träumt von fliegenden Fischen. [full version]

In klaren Nächten schaut sie hinauf und sucht ihn zwischen all den bunten Sternen.

Sie hat ihn lange nicht mehr angeschaut. So richtig. Weil er nie lächelt. Er interessiert sie nicht mehr, sie mag ohnehin keine Menschen, die nicht lächeln. Und da steht sie nun inmitten all dieser bunten tanzenden Menschen, und er schaut sie an. So richtig. Und seine Mundwinkel zucken. Nein, er lächelt nicht. Noch nicht richtig. Sie geht auf ihn zu, sieht genauer hin.

Sie spürt seinen Atem. Er verzieht keine Miene.
"Warum lächelst du nie?"

Wortlos nimmt er seinen Hut ab, zieht einen blauen Kugelschreiber aus der Hosentasche und malt mit ernster Miene ein lachendes Gesicht darauf. Dann setzt er ihn ihr auf.
Ihre Augen wandern überrascht nach oben: "Du schenkst mir dein Lächeln?"
Er nickt.
"Das geht nicht. Du brauchst es doch."

Ich würde sogar sagen, dass du dringend mal lächeln solltest.

Und wie er es jetzt einfach tut, inmitten all der bunten tanzenden Menschen, und die Farben und die Musik verblassen, weiß sie es. Er hat sie reingelegt.

Von klarem Wasser erzählt sie ihm, von all den bunten Fischen, die darin treiben, vom Wind, der die Oberfläche zerzaust, was aber egal ist, denn am Meeresgrund gibt es keinen Wind. Keinen Ton, der das Bild kaputtmacht, es gibt nur Stille. Sie bildet Wellen mit Wörtern, sie lassen sich darauf treiben, sinken hinab, erstummen vor der Unendlichkeit der See. Er schweigt und hört zu. Und lächelt. Sie staunt.

"Ich muss dir etwas sagen."

Und er erzählt von Träumen, von Flügelschlägen, die blendendes Licht und Wattewolken durchschneiden, dem Geruch der Freiheit. Malt ihr das Gefühl der Schwerelosigkeit auf die Leinwand ihrer Seele, in allen Blautönen. Alles ist so klein von oben, er selbst wird klein, sonnt sich in Demut. Lächelt. Sie kann das wahrscheinlich nicht verstehen. Sie schaut sich die 1,90 Meter von seinen Fußspitzen bis zum Haarschopf an und versteht ein bisschen.

Er ist auch nicht von hier.

Sein Kopf liegt auf ihrem Bauch, ihre Hände streicheln seine Haare, sie dösen vor sich hin, umhüllt von dem angenehmen Schweigen, das nur ganz selten zwischen zwei Menschen herrscht. Gestundetes Glück. Sie werden es dem Zufall schuldig bleiben.

"Ich will fliegen."
"Warum?"
"Ich will mich finden."
"Ich will schreiben."
"Warum?"
"Ich will mich verlieren."

Auf der Erde finden sie sich, wenn auch nur für einen kurzen, unwirklichen Augenblick. Alles verschwimmt in der flirrenden Luft zwischen ihnen, wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellt und er sich zu ihr bückt. Der erste Kuss schmeckt bereits nach Abschied.

Er hält sie ganz fest. Sein Körper an ihrem. Seine Zunge in ihrem Mund. Er raubt ihr den Atem. Sie zerfließt in seinen Armen. Menschen gehen an ihnen vorbei, an der Salzsäule aus Sehnsucht und Bitterkeit, Zärtlichkeit und Verzweiflung. Und schütteln den Kopf über soviel Leichtsinn.

"Hör nicht auf, mich zu küssen."
"Das werde ich nicht."

Lügner.

Und sie sieht sich mit ihm am Ufer stehen, wenn die ersten Regentropfen fallen. Auf ihr Spiegelbild im Wasser einprasseln und das Bild zerstören, Tropfen für Tropfen. Zuerst verschwinden die Konturen, dann zerfließen sie, werden getrennt, lösen sich auf im Wasser, das von überallher kommt. Von oben. Von unten. Das sie holt. Auseinanderreißt.

Sie liegt auf dem Grund des Meeres und lächelt nicht mehr. Das Wasser ist kalt, aber sie spürt es nicht. Sie schaut nach oben, wo sich das Tageslicht im Wasser bricht und Muster malt, schaut durch den Spiegel hindurch und wartet darauf, dass diese verdammte Sonne endlich verschwindet, damit sie den Himmel sehen kann.

Um sie herum wimmelt es von bunten tanzenden Fischen, und sie hat nicht das geringste Verlangen, auch nur nach einem von ihnen die Hand auszustrecken.

Für D. Viel Glück da oben.

Aktuelle Beiträge

Etzt....
Hani wenigstens d'Gschicht zu dine Bilder :P
itlus - 25. Apr, 14:11
und wie geht es dir jetzt?
und wie geht es dir jetzt?
testsiegerin - 25. Mär, 12:59
Oh, Miss Pringle ist...
Oh, Miss Pringle ist wieder da, wie schön! Die Nachrichten,...
testsiegerin - 25. Mär, 12:55
Wie es weiterging
oder Das Tagebuch vom Kieferbruch, Teil 2 Im Krankenhaus...
pringle - 20. Mär, 18:51
Noch so'n Spruch
oder Das Tagebuch vom Kieferbruch, Woche 1 Was soll...
pringle - 16. Mär, 17:43

pappenheimer von auswärts

papeleo


Max Frisch
Stiller


John Lanchester
Fragrant Harbour



Chuck Palahniuk
Pygmy

pap muzik


My Baby Wants To Eat Your Pussy
Ignorance & Vision



Frank Black
The Cult of Ray

"Your time is limited, so don't waste it living someone else's life. Don't be trapped by dogma - which is living with the results of other people's thinking. Don't let the noise of other's opinions drown out your own inner voice. And most important, have the courage to follow your heart and intuition. They somehow already know what you truly want to become. Everything else is secondary."

la loca de los viajes
pap corn
pap muzik
papachos
papelónes
papiroflexia
papirotazos
pappa e ciccia
pappa molle
pappschüsse
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren