Emotionen
Meine Überzeugung, es sei besser, alle Höhen und Tiefen im Leben voll auszukosten, als gleichgültig vor sich hinzudümpeln und nichts an sich heranzulassen, wird derzeit auf eine harte Probe gestellt. Dass mir der Meister etwas mehr unter die Haut gegangen ist als beabsichtigt, war mir klar (und er nicht ganz unschuldig daran). Dass er nicht ehrlich war, was seine "zwanglose Beziehung" zu einer verheirateten Mutter von zwei Kindern betrifft, allerdings nicht. Deshalb nahm es mich auch etwas mit, als er neulich engumschlungen mit ihr an mir vorbeispazierte. Nicht nur wegen der Frechheit der Aktion, auch, weil ich mir etwas anderes erwartet hatte als eine getunte Prolotussi, die dem Film "Manta Manta" entsprungen zu sein scheint. Der netteste Kommentar meiner Freunde, die alle Zeugen des Vorfalls wurden, stammte von Mister N: "Die sieht ja aus wie eine Nutte." Ich hätte es mir denken können, als er neulich sagte, er zöge einen alten Golf seinem Audi vor. Meine anfängliche Sprachlosigkeit wich nach einem kurzen Lachanfall eiskalter Wut, und angestachelt von ein paar eilig hinuntergeschütteten Schnäpsen stellte ich ihn zur Rede, was aber nichts brachte außer Gestammel seiner- und Fassungslosigkeit meinerseits. Es war eine absurde Situation, seine Milf stand zwei Meter daneben, als ich ihm erklärte, ich würde so eine nicht mal für Geld vögeln - der Schlappschwanz verteidigte sie nicht einmal ob meiner Beleidigungen. So kann man sich täuschen. Nun denn, Schwamm drüber. Mein Bruder meinte gestern: "Krieg' mal dein Leben in den Griff." Und hat damit ausnahmsweise mal recht. Habe heute bereits ein E-mail an die Typen in Barcelona geschrieben, um mich nach dem Job zu erkundigen, ein weiteres an Mister J, um die Fronten zu klären. Weitere gute Vorsätze beinhalten die Suche nach einem Geburtstagsgeschenk für Mister L, mit dem Saufen aufzuhören und für den Dolmetschjob zu lernen, den ich am Mittwoch für zehn Tage antrete.
pringle - 18. Aug, 13:11