Flotter Dreier

Es gibt verschiedene Arten, die Langeweile der Tage zu bekämpfen, die sich endlos und nur scheinbar gleich in verschiedenen Grauschattierungen aneinander reihen, bis man sie nicht mehr auseinander halten kann.

Man kann sie zum Beispiel ertränken. Das geht eine Weile ganz gut. Während die Sorgen auf der Schaumkrone des Frustbierchens herumdümpeln und sich weigern unterzugehen, sinkt die Langeweile auf den Boden des Glases wie ein kalter Stein. Man kann sie auch verdrängen, oder gleich ganz zerstören. Die Langeweile ist langsam, weshalb man sie auch einfach packen kann und versuchen, sie kurzum zu erwürgen. Nur – wohin mit der Leiche? Ist ja ziemlich unappetitlich, so ein blau angelaufenes Häuflein Tristesse.

Irrational wie ich bin, stelle ich mich ihr einfach und schreie ihr ins Gesicht. Mit mir nicht, du! Woraufhin sie sich schulterzuckend abwendet, noch bevor mir das spöttische Grinsen entgehen kann, das um ihre Mundwinkel spielt. Blöde Kuh.

Also doch davonlaufen. Während ich lustlos meine Sachen packe, fällt sie mir ein, die große Schwester der Langeweile. Grinsend werfe ich dem nunmehr verdutzten faden Stück eine Kusshand zu und mache mich auf den Weg zu ihrer verhassten Verwandten, der Ruhe. Selbstzufrieden und erleichtert klopfe ich – ganz leise natürlich – an ihre Tür. Hm. Niemand da? Ich bemerke einen Zettel auf dem Fußabstreifer. Muss wohl hinuntergefallen sein. Bin umgezogen. Und daneben… ach du Schreck. Die Adresse kenne ich doch. Seufzend ergebe ich mich in mein Schicksal und mache mich erneut auf den Weg zu dieser doch recht seltsam anmutenden WG. Kopfschüttelnd frage ich mich, was die Ruhe wohl dazu bewogen hat, im Haus der Aufregung einzuziehen.

Verwirrt blinzelnd schaue ich mich um. Die Aufregung scheint umgebaut zu haben. An Stelle der kirmesartigen Büdchen mit blinkenden Lichtern und ohrenbetäubender Musik aus zig Lautsprechern ist eine Holzhütte getreten. Rundum friedliches Grün, grasende Kühe und ab und zu das Blöken eines Schafes. Keine Menschenseele lässt sich blicken. Neugierig streune ich ein bisschen über die vom Wind zerzausten Wiesen und lasse mich schließlich in die Hängematte vor dem Haus fallen, in der ich erschöpft und müde vom vielen Nachdenken sofort einschlafe.

Ich brauche eine Weile, bis ich merke, was mich geweckt hat. Zwischen den Bäumen hinter der Holzhütte vernehme ich leises Rascheln, gemurmelte Worte und schließlich ein verhaltenes Kichern.

(to be continued)
caliente_in_berlin - 17. Aug, 15:07

Großartiger Text.

pringle - 17. Aug, 23:20

*verneig*

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