Man hört nur mit dem Herzen wirklich gut.
„Weißt du, ich und dein Vater, wir haben euch immer versucht beizubringen, dass es wichtig ist, Freundschaften zu pflegen. Auch – nein, vor allem, wenn man in einer Beziehung ist. Vielleicht war das etwas voreilig.“
Sie nimmt mit entschuldigendem Lächeln eine von meinen Zigaretten. Insgeheim ist sie ein bisschen froh, glaube ich, dass ich es nicht geschafft habe, das Rauchen aufzugeben. So ist sie nicht das einzige schwarze Schaf in der Familie. Was soll’s, denke ich mir, und zünde mir auch noch eine an.
„Das habe ich auch immer beherzigt. Ich glaube auch nicht, dass es voreilig war von euch, uns das beizubringen. Auch wenn du in deinem Alter noch von Freunden enttäuscht wirst. Auch wenn mein Bruder sagt, Blut sei dicker als Wasser und die Familie sei tausendmal mehr wert. Freunde sind wichtig. Ich brauche sie.“ Ich halte inne. „Aber dass es manchmal so schwierig ist, das wusste ich nicht. Man möchte meinen, manche Freundschaften sträuben sich dagegen, gepflegt zu werden.“
Sie zögert. „Du wirst mir jetzt Unrecht geben, aber schuld daran ist der Neid der Menschen.“
„Du hast Unrecht.“
„Siehst du.“
„Nein, wirklich. Gute Freunde sind doch nicht neidisch. Ich meine, von allen schlechten Eigenschaften…“
„…Todsünden“, unterbricht sie mich,
„…also gut, Todsünden“, fahre ich kopfschüttelnd fort, „ist das doch die offensichtlichste. Und die dümmste. Und die, die wohl äußerst unangebracht ist in einer Freundschaft.“
„Warum?“ fragt sie listig. „Was ist mit der Wollust? Wie viele Freundschaften hat die zerstört? Ganz zu schweigen vom Stolz… weit verbreitete Unsitten, und Feinde jeder zwischenmenschlichen Beziehung. Glaub mir, Neid ist mindestens gleich alltäglich wie weniger ‚dumme’ Eigenschaften.“
Ungläubig starre ich sie an. Warum sollte jemand neidisch auf mich sein?
„Du bist glücklich“, errät sie meine Gedanken. Sie neigt den Kopf und schaut mich ernst an. „Nicht immer, dafür bist du zu… unstet. Das hast du von mir. Aber du bist zufrieden. Mit dem, was du bist, mit dem was du machst. Sogar mit deinen Träumen. Du wirst geliebt. Von uns, von ein paar wenigen guten Freunden, die du nicht auf eine Stufe mit den anderen stellen solltest, von den Männern. Sogar Wildfremde lieben dich manchmal für deine Art.“
Da idealisierst du deine Tochter aber ein bisschen, denke ich mir, sage aber nichts, weil mir gefällt, was ich höre. Eitelkeit.
„Und was soll ich jetzt tun?“ frage ich, etwas hilflos.
Sie lächelt wieder. „Du solltest aufhören, das Unmögliche zu verlangen. Du bist anstrengend, mit deinen hohen Ansprüchen an die Integrität deines Umfelds. Aber Menschen machen Fehler. Du auch. Wenn Freunde Fehler machen, die du nicht ertragen kannst, musst du dich eben von ihnen trennen. Aber du musst auch lernen, Fehler zu verzeihen.“
Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Spricht da die Altersmilde?“
„Nein. Der Hausverstand. Kommt schon noch. Sogar bei dir. Zumindest gebe ich die Hoffnung nicht auf.“
Ich strecke ihr die Zunge heraus. Denke aber:
„Ich hab dich auch lieb. Alles Gute zum Muttertag. Danke, dass du nie meine Freundin sein wolltest, wie es bei so vielen Eltern damals modern war.“
Sie nimmt mit entschuldigendem Lächeln eine von meinen Zigaretten. Insgeheim ist sie ein bisschen froh, glaube ich, dass ich es nicht geschafft habe, das Rauchen aufzugeben. So ist sie nicht das einzige schwarze Schaf in der Familie. Was soll’s, denke ich mir, und zünde mir auch noch eine an.
„Das habe ich auch immer beherzigt. Ich glaube auch nicht, dass es voreilig war von euch, uns das beizubringen. Auch wenn du in deinem Alter noch von Freunden enttäuscht wirst. Auch wenn mein Bruder sagt, Blut sei dicker als Wasser und die Familie sei tausendmal mehr wert. Freunde sind wichtig. Ich brauche sie.“ Ich halte inne. „Aber dass es manchmal so schwierig ist, das wusste ich nicht. Man möchte meinen, manche Freundschaften sträuben sich dagegen, gepflegt zu werden.“
Sie zögert. „Du wirst mir jetzt Unrecht geben, aber schuld daran ist der Neid der Menschen.“
„Du hast Unrecht.“
„Siehst du.“
„Nein, wirklich. Gute Freunde sind doch nicht neidisch. Ich meine, von allen schlechten Eigenschaften…“
„…Todsünden“, unterbricht sie mich,
„…also gut, Todsünden“, fahre ich kopfschüttelnd fort, „ist das doch die offensichtlichste. Und die dümmste. Und die, die wohl äußerst unangebracht ist in einer Freundschaft.“
„Warum?“ fragt sie listig. „Was ist mit der Wollust? Wie viele Freundschaften hat die zerstört? Ganz zu schweigen vom Stolz… weit verbreitete Unsitten, und Feinde jeder zwischenmenschlichen Beziehung. Glaub mir, Neid ist mindestens gleich alltäglich wie weniger ‚dumme’ Eigenschaften.“
Ungläubig starre ich sie an. Warum sollte jemand neidisch auf mich sein?
„Du bist glücklich“, errät sie meine Gedanken. Sie neigt den Kopf und schaut mich ernst an. „Nicht immer, dafür bist du zu… unstet. Das hast du von mir. Aber du bist zufrieden. Mit dem, was du bist, mit dem was du machst. Sogar mit deinen Träumen. Du wirst geliebt. Von uns, von ein paar wenigen guten Freunden, die du nicht auf eine Stufe mit den anderen stellen solltest, von den Männern. Sogar Wildfremde lieben dich manchmal für deine Art.“
Da idealisierst du deine Tochter aber ein bisschen, denke ich mir, sage aber nichts, weil mir gefällt, was ich höre. Eitelkeit.
„Und was soll ich jetzt tun?“ frage ich, etwas hilflos.
Sie lächelt wieder. „Du solltest aufhören, das Unmögliche zu verlangen. Du bist anstrengend, mit deinen hohen Ansprüchen an die Integrität deines Umfelds. Aber Menschen machen Fehler. Du auch. Wenn Freunde Fehler machen, die du nicht ertragen kannst, musst du dich eben von ihnen trennen. Aber du musst auch lernen, Fehler zu verzeihen.“
Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Spricht da die Altersmilde?“
„Nein. Der Hausverstand. Kommt schon noch. Sogar bei dir. Zumindest gebe ich die Hoffnung nicht auf.“
Ich strecke ihr die Zunge heraus. Denke aber:
„Ich hab dich auch lieb. Alles Gute zum Muttertag. Danke, dass du nie meine Freundin sein wolltest, wie es bei so vielen Eltern damals modern war.“
pringle - 11. Mai, 00:15